4. Treaty Shopping/Directive Shopping

Unter Treaty Shopping wird die Verhaltensweise verstanden, dass ein Steuerpflichtiger seinen Standort innerhalb verschiedener Staaten so wählt, dass er einen Staat wählt, der ein für ihn günstiges Doppelbesteuerungsabkommen mit seinem Wohnort hat.

Directive Shopping bedeutet, dass der Steuerpflichtige die Steuervorteile genießen will, die sich im Geltungsbereich der EU aus den EU-Richtlinien, insbesondere der Mutter-Tochter-Richtlinie, ergeben. Hierbei wird im Regelfall eine europäische Holding in einem Staat gegründet, der eine niedrige Quellensteuer bei der Weiterausschüttung von Dividenden an die Muttergesellschaft erhebt und eine günstige Besteuerung von Dividendeneinnahmen durchführt.

Im Ausgangsfall bestehen zwischen Staat A, in welchem die Gesellschaft 1 ansässig ist, und Staat B, in welchem die Gesellschaft 2 ansässig ist, kein DBA, auf das die Gesellschaften sich berufen könnten. Gesellschaftsrechtlich könnte zwischen die beiden Gesellschaften eine dritte Gesellschaft zwischengeschaltet werden, die im Staat C ansässig ist, wobei sowohl Staat A als auch Staat B mit Staat C jeweils ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen haben. Im Ergebnis können sich die Gesellschaften 1 und 1 in den Staaten A und B auf diese Doppelbesteuerungsabkommen zwischen den Staaten A und C sowie den Staaten B und C berufen.